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Berufe bei den medius KLINIKEN

19.02.2024 | 09:00 Uhr

Was macht eigentlich ein Physician Assistant? Interview mit Stefanie Flammer, Physician Assistant bei den medius KLINIKEN.

Der Physician Assistant (Arztassistent) ist ein in Deutschland relativ neuer medizinischer Assistenzberuf. In den USA, Großbritannien und in den Niederlanden gibt es Physician Assistants hingegen schon seit Jahrzehnten. Sie fungieren als Bindeglied zwischen Ärzteschaft und Pflege und übernehmen delegierte Arztaufgaben, um die Ärzteschaft im Klinikalltag zu entlasten. Sie sind erfahrene Gesundheitsfachkräfte, die sich im Rahmen eines Dualen Bachelor Studiums zu „Physician Assistants B. Sc.“ weitergebildet haben.

Die Aufgabengebiete sind vielseitig: Anamnese, Diagnostik, Erstellung von Behandlungsplänen und medizinische Tätigkeiten gehören zu den möglichen Einsatzberreichen. Im Operationssaal beispielsweise assistieren Physician Assistants und führen kleinere Eingriffe durch wie Wundversorgung und Wundverschlüsse.

In den medius KLINIKEN ist Stefanie Flammer einer der ersten, die das duale Studium zum Physician Assistant in Angriff genommen hat. Sie studiert an der Hochschule Stuttgart und absolviert die praktischen Anteile des Studiums am Standort Nürtingen in der Klinik für Unfall und Orthopädische Chirurgie und der Klinik für allgemeine und Viszeralchriurgie.

Interview mit Stefanie Flammer

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Wir haben Stefanie Flammer getroffen, um mehr über dieses Berufsbild und ihre Erfahrungen im Dualen Studium zu erfahren.

medius KLINIKEN: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das Studium aufzunehmen?
Stefanie Flammer: Ich bin schon mein gesamtes Berufsleben lang, seit 2008, mit einer kleinen Pause, bei den medius KLINIKEN, habe hier meine Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegerin absolviert und viele Jahre als Pflegekraft im Flexpool gearbeitet. Ich war immer schon sehr wissbegierig und alles Medizinische hat mich interessiert. Chefarzt Dr. van Bergen hat mich dann auf die Möglichkeit dieses Studiums aufmerksam gemacht und mir, gemeinsam mit Herrn Dr. Kraft, ermöglicht, bei den medius KLINIKEN als Praxispartner zu studieren. 
Medius: Wie läuft ein Studium zum Physician Assistant ab?
Stefanie Flammer: Das Studium teilt sich auf in Theorieblöcke an der Hochschule in Stuttgart und in praktische Blöcke in den medius KLINIKEN. Die Theorieblöcke sind anspruchsvoll und es gibt viel Stoff in kurzer Zeit zu lernen. Dabei werden vielfältige Themen behandelt – sowohl Pharmakologie, Biochemie Anatomie, Krankheitslehre, Sonographie und OP-Lehre als auch zum Beispiel Krankenhausabrechnungswesen. Im Verlauf des Studiums kann man sich dann spezialisieren in Richtung arztentlastende Tätigkeiten, medizintechnische Tätigkeiten oder auch Vertrieb oder Abrechnungswesen.

medius KLINIKEN: Was ist Ihr Spezialgebiet, in welche Richtung möchten Sie gehen?
Stefanie Flammer: Für mich sind es ganz klar die arztentlastenden Tätigkeiten. Meine Leidenschaft ist der Kontakt mit den Patienten, die Anamnese, die körperliche Untersuchung und das Sonographieren. In der Pflege ist man sehr nah an den Patienten und merkt oft zuerst, wenn etwas nicht stimmt. Nach der ersten Intuition herauszufinden, was mit dem Patienten ist, begeistert mich. Als Physician Assistant kann ich zum Teil selbst bei der Anamnese mitwirken und bin ich noch näher am Patienten. Aber auch die hohe Flexibilität und Abwechslung in diesem Bereich macht mit Freude.

medius KLINIKEN: Was macht die arztentlastenden Tätigkeiten so abwechslungsreich?
Stefanie Flammer: Ich übernehme ganz verschiedene Aufgaben, die die Ärzte delegieren können. Oft schaue ich morgens, wo der Bedarf am höchsten ist und unterstütze dann dort. Neben Blutabnahmen und dem Legen von Venenverweilkanülen mache ich zum Beispiel eine Anamneseerhebung, begleite und dokumentiere Visiten, führe Entlassgespräche, wirke beim Ultraschall mit oder assistiere im OP und bereite Arztbriefe vor. Oft begleite ich auch die Ärzte, nehme an der Frühbesprechung teil und kann anschließend Aufgaben übernehmen, während die Ärzte im OP sind.

medius KLINIKEN: Ist das Teil des Berufsbilds, diese hohe Flexibilität?
Stefanie Flammer: Nein, nicht jeder, der Physician Assistant ist, arbeitet so. Das ist etwas, was mir persönlich sehr liegt und gut in den Klinikalltag bei den medius KLINIKEN passt. Ich kenne auch Kollegen, die sich nach dem Studium spezialisiert haben und beispielsweise nur Ultraschall machen oder in der Verwaltung arbeiten.
Medius: Sie lernen einen Beruf, der zugleich relativ neu ist und sehr vielfältig in der konkreten Gestaltung der Aufgaben, wie war das am Anfang? War gleich klar, was Ihre Aufgaben sind?
Stefanie Flammer: Am Anfang musste ich viel erklären und gemeinsam mit den Behandlungsteams einen Weg finden, wie ich die Ärzte am besten unterstützen und zugleich auch etwas lernen kann. Physician Assistants haben zwar in der Regel eine medizinische Ausbildung und übernehmen delegierbare Arztaufgaben, aber wir sind keine Ärzte, denen immer Entscheidung und Verantwortung obliegt. Damit ich eine Aufgabe angehen kann, muss ein Arzt mir zutrauen, diese zu übernehmen und sie mir übertragen.

medius KLINIKEN:Wie ist es heute, nachdem Sie seit zwei Jahren als Physician Assistant im Studium tätig sind?
Stefanie Flammer: Mittlerweile hat sich alles gut eingespielt.  Mit detaillierten Absprachen und der Offenheit aller Beteiligten hat sich ein Konzept eingespielt, mit dem ich die Behandlungsteams im Klinikalltag entlasten kann. Die Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Ärzteschaft und der Pflege funktionieren sehr gut. Teilweise fungiere ich als Bindeglied zwischen Ärzten und Pflege, weil ich mit allen im ständigen Austausch bin. Ich habe sehr viel gelernt und lerne immer noch jeden Tag dazu. Ich freue mich, dass ich Stück für Stück mehr Aufgaben übernehmen durfte. 

medius KLINIKEN:Im kommenden Jahr schließen Sie Ihr Bachelor Studium ab. Was ist Ihr Fazit bislang? Würden Sie diesen Weg wieder gehen?
Stefanie Flammer: Auf jeden Fall! Mir macht das, was ich tue, viel Freude und ich bin Dr. van Bergen und Dr. Kraft sehr dankbar, dass sie mir ermöglicht haben, den praktischen Teil meines Studiums in verschiedenen Abteilungen der medius KLINIKEN zu absolvieren. Ich bin weiterhin in engem Kontakt mit den Patientinnen und Patienten und kann mich gleichzeitig weiterentwickeln, meinen medizinischen Wissensdurst stillen und neue Aufgaben und Herausforderungen übernehmen. 

Interview mit Dr. med. Patrick van Bergen

Dr. med. van Bergen, Chefarzt der Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie an den Standorten Nürtingen und Kirchheim, unterstreicht im Interview die Relevanz des Berufsbilds des Physician Assistants für die medius KLINIKEN.

medius KLINIKEN: Warum setzen Sie sich für das Berufsbild Physician Assistant an den medius KLINIKEN ein und haben Steffi Flammer davon überzeugt, das Studium aufzunehmen?
Chefarzt Dr. Patrick van Bergen: Physician Assistants oder Arztassistenten sind als Bindeglied zwischen Ärzteschaft, Pflege und Patienten eine wichtige Ergänzung zu den Berufsgruppen im Krankenhaus. Gerade in der heutigen Zeit, in der die Arbeitsdichte sehr hoch ist und die Dokumentationspflichten zunehmen, gewinnen wir mit Physician Assistants qualifizierte Kräfte, an die wir Ärzte viele Tätigkeiten delegieren können. Außerdem können wir sie für all jene Aufgaben einsetzten, die neben den rein ärztlichen und den rein pflegerischen Tätigkeiten anfallen. Ich selbst habe mit Physician Assistants in der Vergangenheit sehr gute Erfahrungen gemacht, daher setze ich mich auch sehr für das Berufsbild ein.

medius KLINIKEN: Wie werden Sie im Alltag durch die Physician Assistants entlastet?
Chefarzt Dr. Patrick van Bergen: Im stationären Bereich sind Physician Assistents oft Patientenmanager, haben den Überblick, schreiben Entlassbriefe und können Befunde und Laborwerte für die Ärzte aufbereiten. Dabei haben sie mehr Zeit als die Ärzte für die Ansprache der Patientinnen und Patienten, können Zuwendung geben und sind näher am Menschen – ein Aspekt, der nicht zu unterschätzen ist. Auch im OP können sie vielfältige Aufgaben übernehmen, wie Haken halten oder einfache Wundverschlüsse machen. Wie ein Physician Assistant eingesetzt wird, liegt allerdings in der Hand der jeweiligen Kliniken. Meiner Erfahrung nach lässt sich zusammenfassen sagen, dass sie eine wirkliche Entlastung für die Ärzte sind. 

Die Interviews führte Anna Huerkamp, Geschäftsbereich Unternehmenskommunikation

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