Zentrum für gastrointestinale Onkologie ZGIO
Bösartige Tumore des Verdauungsapparates gehören zu den häufigsten Krebs-Erkrankungen überhaupt.
In den zurückliegenden Jahren konnten besonders in der Therapie große Fortschritte erreicht werden. Die definitive Heilung ist für die Mehrheit der Betroffenen zu einem realistischen Ziel der Behandlung geworden – wo dies nicht erreichbar ist, helfen neue Methoden, die Lebensqualität zu verbessern.
Ein besonderes Merkmal der medizinischen Versorgung von Krebs-Erkrankungen des Verdauungsapparates ist ihre Multimodalität, d.h., dass Experten verschiedener Fachdisziplinen in der Behandlung zusammenwirken: Gastroenterologen spielen eine wichtige Rolle in der Erkennung und Stadien-Festlegung sowie in der endoskopischen Therapie. Viszeral-Chirurgen sind entscheidend für die operative Behandlung; Radiotherapeuten und Onkologen flankieren mit Strahlen und Medikamenten operative Verfahren oder tragen zur erfolgreichen Palliation nicht heilbarer Erkrankungen bei.
Das medius Zentrum für gastrointestinale Onkologie ZGIO zeichnet sich vor diesem Hintergrund zum einen als ein Zentrum mit hoher personeller wie apparativ-technischer Kompetenz aus. Zum anderen sind wir ein Zentrum der kurzen Wege und pragmatischer Prozesse – alles im Sinne einer ganzheitlichen medizinischen Betreuung der sich uns anvertrauenden Tumorpatienten auf hohem Niveau.
Auf den folgenden Seiten finden Sie Informationen zu unserem Versorgungsangebot für die verschiedenen Tumor-Erkrankungen des Verdauungsapparates und wir hoffen, dass Ihnen diese eine Hilfe sein können.
Prof. Dr. med. Bodo Klump
Klinik für Innere Medizin, Gastroenterologie, Tumor- und Palliativmedizin
Sprecher
Michael Dick
Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie
stv. Sprecher
Tumore des Gastrointestinaltraktes
Dickdarm / Darmkrebszentrum DKG-zertifiziert
Dünndarm
Dünndarmkarzinome zählen mit einer Inzidenz von <1/100.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu den seltenen Tumoren, auch wenn hier in den vergangenen Jahren eine Zunahme der Fallzahlen zu verzeichnen ist. Als Risikofaktoren sind neben dem Morbus Crohn genetische Dispositionen und Syndrome bekannt. Vorsorge- und Präventionsmaßnahmen sind nicht etabliert. Da die eigentlichen Dünndarmkarzinome selten sind, sollten stets differentialdiagnostische Diagnosen wie Metastasen anderer Tumore, z.B. dem malignen Melanom, Lymphome und neuroendokrine Tumore in Betracht gezogen werden.
Im lokalisierten Stadium ist die Operation die Therapie der ersten Wahl. In fortgeschrittenen Stadien orientiert sich die Therapie im Wesentlichen an der Systemtherapie des Kolonkarzinoms.
Analbereich
Analkarzinome zählen mit einer Inzidenz von <1/100.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu den seltenen Tumoren. In der Entstehung ist das Immunsystem von besonderer Bedeutung. Patientinnen und Patienten mit einer Infektion des humanen Papilloma-Virus (HPV) sowie Immungeschwächte sind deutlich häufiger erkrankt. Primär-präventive Maßnahmen, wie z.B. auch die Impfung gegen HPV sind daher anzustreben.
Die Therapie sollte stets individuell im Tumorboard abgestimmt werden. Neben der Operation hat insbesondere die Radiochemotherapie einen zentralen Stellenwert in der Behandlung.
Leber
Die Häufigkeit von Leberzellkarzinomen ist weltweit sehr unterschiedlich und in Europa insgesamt eher selten. Dies hängt auch mit den Risikofaktoren und Früherkennungsmöglichkeiten zusammen, die regional ebenfalls sehr unterschiedlich sein können. Zu den Risikofaktoren zählen vor allem chronische Hepatitis B- und C-Infektionen, die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung sowie insbesondere auch die alkoholbedingte Leberzirrhose. Liegen Risikofaktoren vor, wird eine Ultraschalluntersuchung der Leber alle 6 Monate empfohlen.
Therapeutisch stehen lokale Ansätze wie Operation oder auch minimal-invasive Interventionen zur Verfügung. In fortgeschrittenen Situationen kommen Immuntherapien sowie zielgerichtete Therapien in Betracht.
Bei Tumoren in den Leber sollte stets auch die Möglichkeit eines anderen Haupttumors mit Metastasen in der Leber in Betracht gezogen werden.
Gallenblase und Gallenwege
Tumorerkrankungen der Gallenwege und Gallenblase sind mit einer Inzidenz von 0,3-2,0/100.000 pro Jahr insgesamt selten, jedoch bestehen weltweit betrachtet deutliche Unterschiede. Als Risikofaktoren gelten die chronische Hepatitis B und C, chronische Entzündungen der Gallenwege und der Gallenblase, u.a. im Zusammenhang mit Steinleiden in diesen Bereichen, sowie Übergewicht und Bewegungsmangel.
Sofern die Lage und Ausdehnung es ermöglichen, ist die operative Entfernung die erste Wahl. Andernfalls stehen Unterschiedliche Chemotherapiekombinationen zur Verfügung.
Bauchspeicheldrüse / Pankreas
Bei den Tumorerkrankungen des Pankreas wird zunächst zwischen den unterschiedlichen Gewebearten des Organs unterschieden, sodass klassische Pankreaskarzinome von den endokrinen Tumoren des Pankreas abzugrenzen sind (Zentrum für Endokrine Onkologie).
Das Pankreaskarzinom zählt mit einer Inzidenz von 20-22/100.000 pro Jahr zu den häufigeren Tumoren. Neben Nikotin- und Alkoholkonsum zählen chronische Entzündungen der Bauchspeicheldrüse und Diabetes zu den Risikofaktoren. Darüber hinaus kann eine erbliche Komponente von Bedeutung sein. Die intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN) gilt als Krebsvorstufe.
Aufgrund seiner Lage im hinteren Oberbauch mit enger Nachbarschaft zu zentralen Blutgefäßen besteht bei Symptombeginn oftmals schon eine inoperable Situation und chemotherapeutische Therapieoptionen sind eine zentrale Therapieoption.
Speiseröhre und Magen
Tumore der Speiseröhre und des Magens ist stark von Ernährungs- und Umweltfaktoren abhängig und in ihrer Häufigkeit entsprechend weltweit unterschiedlich. Insbesondere die Tumore im Übergangsbereich von der Speiseröhre zum Magen haben in den letzten Jahren auch in Europa deutlich zugenommen. Zu den häufigsten Risikofaktoren zählen Übergewicht, Reflux, Alkohol- und Nikotinkonsum sowie auch Ernährungsangewohnheiten wie scharfe und heiße Speisen. Deutlich seltener können auch familiär-genetische Aspekte von Bedeutung sein. Die Therapieoptionen haben sich in den letzten Jahren erweitert. In den meisten Fällen kommen multimodale Strategien zur Anwendung, sodass eine Therapieplanung stets im Tumorboard in interdisziplinärer Abstimmung erfolgt.