Hernienchirurgie
Die Behandlung von Bauchwandbrüchen aller Art stellt einen weiteren Schwerpunkt unserer Chirurgischen Tätigkeit dar, hier kommen häufig Leistenbrüche, Nabel- und Narbenbrüche sowie seltener andere Hernien im Bereich der Bauchwand vor. Durch moderne OP-Techniken wie zum Beispiel in Form von Minimal-invasiven laparoskopischen Operationen und insbesondere auch durch die Verwendung von Kunststoffnetzen zur Bauchwandverstärkung konnten hier in den letzten 20 Jahren die Operationsergebnisse erheblich verbessert und dabei die Belastung für den Patienten bedeutend verringert werden.
Leistenhernien
Der Leistenbruch ist eine der häufigsten Diagnosen in einer Chirurgischen Praxis oder Klinik, Männer sind dabei etwa 9mal häufiger betroffen als Frauen.
Im Allgemeinen wird beim Vorliegen eines Leistenbruches die operative Therapie empfohlen, weil es sonst zu einer zunehmenden Vergrößerung des Befundes oder zu ernsthaften Komplikationen wie z.B. einer Darmeinklemmung kommen kann.
Aus einer Vielzahl verschiedener OP-Verfahren haben sich drei häufige und prinzipiell unterschiedliche Eingriffe herauskristallisiert, die hier im Hause individuell auf den Patienten zugeschnitten angeboten werden:
- die Laparoskopische Leistenbruch-OP (Laparoskopische Hernioplastik / TAPP) als „minimal-invasiver“ Eingriff ist die modernste und hier im Hause in den letzten Jahren auch die am häufigsten durchgeführte OP-Technik. Hierbei wird über eine Bauchspiegelung ein Kunstoffnetz eingebracht und vor dem Bauchfell über der Bruchlücke ausgebreitet, sodaß diese Lücke damit sicher abgedeckt wird. Das Verfahren eignet sich für viele Patienten, verursacht wenig Beschwerden und hat eine schnelle Belastbarkeit nach dem Eingriff zur Folge. Besonders geeignet ist es auch bei beidseitigen Leistenbrüchen und bei wieder aufgetretenem Bruch nach offener Operation.
- die offene Leistenbruch-OP mit Netzimplantation (Lichtenstein-OP) ist ein seit vielen Jahren bewährtes OP-Verfahren, bei dem über einen Schnitt in der Leiste ein Netz in der Bauchwand über der Bruchlücke ausgebreitet wird. Dieser Eingriff kann in einer Regional- oder sogar Lokalanästhesie vorgenommen werden und eignet sich besonders für ältere Patienten mit entsprechenden Begleiterkrankungen, aber auch für sehr große Leistenbrüche, die bis in den Hodensack reichen.
- die offene Leistenbruch-OP mit Naht (Shouldice-OP) ist die „klassische“ Operation, bei der die Bruchlücke im Leistenkanal über einen Leisten-Schnitt freigelegt und dann mit mehreren Nahtreihen verschlossen wird. Dieses Verfahren wird heute überwiegend bei Jugendlichen und jungen Frauen empfohlen, kann aber auch den Patienten angeboten werden, bei denen eine Netzimplantation ungünstig oder nicht gewünscht ist. In der Regel wird ein solcher Eingriff als ambulante OP durchgeführt.
Nabelhernien
Nabelbrüche sind ebenfalls häufig und bestehen vielfach schon von Kindheit an. Auch hier wird eine Operation empfohlen um Probleme wie Einklemmungen o.ä. zu vermeiden. Die Bruchlücke ist meistens relativ klein und kann deshalb in der Regel mit Nähten wieder verschlossen werden, bei größeren Bruchlücken kommt wiederum ein Netz als Bauchwandverstärkung zur Anwendung.
Auch hier handelt es sich normalerweise um eine ambulante OP.
Narbenhernien
Nach größeren Bauchoperationen muß in einer Häufigkeit von 10 bis 30% mit dem Auftreten eines oder mehrerer Narbenbrüche gerechnet werden. Dabei kann die Bruchlücke nur wenige Zentimeter groß sein oder sich über die gesamte Länge der Operationsnarbe erstrecken, so daß manchmal eine Vorwölbung bis zur Größe eines Fußballes entstehen kann.
In der Regel ist bei der operativen Versorgung von solchen Narbenbrüchen die Implantation eines Kunststoffnetzes zur Bauchwandverstärkung erforderlich, weil es sonst sehr häufig zur erneuten Bruchbildung kommen kann.
Dies kann als „offene Narbenhernien-Operation“ über einen Schnitt im Bereich der alten OP-Narbe erfolgen, dabei werden die Bruchlücken meistens mittels Naht verschlossen und das Kunststoffnetz zusätzlich entweder unter der Bauchwandmuskulatur („sublay“) oder auf der Muskelhaut („onlay“) ausgebreitet, um die Bauchdecke an dieser Schwachstelle zu verstärken.
Eine gute Alternative ist besonders bei größeren Narbenbrüchen die „minimal-invasive Narbenhernien-Operation“ (laparoskopische OP in IPOM-Technik), bei der über eine Bauchspiegelung die Bruchlücken von „innen“ freigelegt und dann mit einem speziellen beschichteten Kunststoffnetz breitflächig abgedeckt werden.
Die Vorteile diese Verfahrens sind vor allem das Vermeiden von größeren Wundflächen und die wesentlich schnellere Erholung des Patienten.
Hier im Hause bieten wir die oben genannten verschiedenen Verfahren der Narbenhernien-Operation an und können so dem Patienten ein je nach Befund und Begleitumständen individuell zugeschnittene OP-Technik vorschlagen.
30 Fragen an...
Wussten Sie, dass Hernien – auch bekannt als „Brüche“ – viel häufiger sind, als man denkt? In Deutschland werden jährlich etwa allein 250.000 Leistenbrüche operiert, was diese Operation zu einer der häufigsten chirurgischen Eingriffe macht.
Doch was genau sind eigentlich Hernien und wie werden sie behandelt? Dr. Klaus Kraft, Chefarzt der Klinik für Viszeral- und Allgemeinchirurgie an den medius KLINIKEN und Pionier auf diesem Gebiet informiert über das Krankheitsbild und über die modernen Behandlungsmethoden der oft unterschätzen Verletzung in der Bauch- und Leistengegend.