Gelenkersatz und arthroskopische Chirurgie an Schulter und Ellenbogen
Um der Versorgung des Schulter- und Ellenbogengelenkes mit ihren diversen Krankheitsbildern individuell und qualitativ hochwertig gerecht werden zu können, wurde 2023 die Sektion „Gelenkersatz und arthroskopische Chirurgie Schulter und Ellenbogen“ etabliert.
Sektionsleiter Hr. Nikolaj Batpaew ist zertifizierter DVSE Operateur und wurde mit dem silbernen DVSE Siegel ausgezeichnet. Fr. Dr. med. Sina Heininger als seine Stellvertreterin ist als AGA-Chirurgin zertifiziert.
Es werden verschiedene Krankheitsbilder dieser komplexen Gelenke arthroskopisch, minimalinvasiv und konventionell mit modernster Technik versorgt.
Schulter
Das Schultergelenk ist das beweglichste Gelenk im Körper. Es ist ein muskelgeführtes Gelenk, von welchem wir im Alltag und beim Sport viel Beweglichkeit erwarten, jedoch auch genügend Stabilität um kräftig zupacken zu können.
Verschiedene Krankheitsbilder können die fein abgestimmten Bewegungsabläufe der Schulter beeinträchtigen und folglich zu Schmerzen und Funktionsstörungen führen.
Nachfolgend finden Sie einige Krankheitsbilder und die passenden Therapieoptionen.
Arthroskopische Operationen bei:
Impingementsyndrom der Schulter oder Enge unter dem Schulterdach
Therapieoption: Erweiterung des Raumes unter dem Schulterdach (Subacromiale Dekompression)
Die Schulter wird von der Muskulatur/Sehnen umgeben, damit diese bei Bewegung gut gleiten können befindet sich zwischen dem eigentlichen Schultergelenk und dem Schulterdach ein Schleimbeutel als Pufferzone und Gleitschicht.
Bei Überlastung, Verschleißerscheinungen mit Einengung des Raumes zwischen Schultergelenk und Schulterdach oder anlagebedingt, kann es zu einer Reizung des Schleimbeutels kommen. Dies wird immer zunächst konservativ, also ohne Operation behandelt.
Sollte es nicht zu einer Besserung kommen kann arthroskopisch, der Schleimbeutel entfernen und somit den Reizzustand behoben werden. Gleichzeitig werden durch Verschleiß entstandene oder anlagebedingte Knochenzacken unter dem Schulterdach abgetragen um einer neuen Reizung im Verlauf vorzubeugen. Im Anschluss ist Bewegung sofort erlaubt, wobei man eine Schonung bis zur Wundheilung für ca. 14 Tage empfiehlt.
Verletzung der Rotatorenmanschette (Supraspinatussehne, Subscapularissehne, Infraspinatussehne)
Therapieoption: Naht einer Sehne oder mehrere Sehnen bei Riss (Rotatorenmanschettenruptur)
Die Rotatorenmanschette besteht aus vier Muskeln mit den entsprechenden Sehnen, welche am Oberarmkopf ansetzten um die Beweglichkeit der Schulter mit zeitgleicher Stabilität zu gewährleisten. Die Sehnen sind die Supraspinatussehne, die Infrasinatussehne und die Subscapularissehne (die Teres minor Sehne). Letzt genannte ist seltenst verletzt.
Sollte eine dieser Sehnen durch einen Unfall reißen kann diese mit speziellen resorbierbaren Ankern wieder befestigt werden. Dies geschieht über eine arthroskopische Operation, durch mehrere kleine Schnitte an der Schulter. Für die Naht darf der Riss nicht zu alt sein, da sonst der entsprechende Muskel seine Funktion bereits verloren hat. Ebenso darf die Sehne altersbedingt nicht zu sehr geschädigt sein, da sie sonst direkt wieder reißen würde.
Die Einheilung der Sehne nimmt 6 Wochen in Anspruch. In dieser Zeit darf die Schulter unter vorgegebenen Bewegungslimitierungen passiv/assistiv beübt werden. Nach einer Rotatorenmanschettennaht kann häufig eine (ambulante) Rehabilitation nötig werden um die geschonten und neu eingeheilten Sehnen mit den entsprechenden Muskeln wieder zu trainieren.
Verletzung der Gelenklippe (des Labrums) an der Schulterpfanne (Glenoid) nach Schulterluxation

Therapieoption: Schultergelenksstabiliserungen nach ausgekugelter Schulter (Schulterluxation)
Sollte durch einen Unfall die Schulter ausgekugelt gewesen sein können dabei Schäden entstehen. Zur Diagnostik ist meist eine MRT- Untersuchung notwendig. Sollte sich bei der Untersuchung eine Verletzung der Rotatorenmanschette zeigen kann diese operative versorgt werden (s. „Rotatorenmanschettenruptur“).
Manchmal kommt es jedoch auch zum Abreißen der Gelenklippe, dem sogenannten Labrum. Die Gelenklippe heftet an der Schulterpfanne an um diese zu vergrößern und somit dem Oberarmkopf mehr Stabilität zu geben. Sollte die Gelenklippe abreißen und verschoben sein, wird sie nicht selbständig anheilen und die Schulter kann instabil verbleiben. Über eine Schulterspiegelung kann mit kleinen Ankern und entsprechenden Fäden die Gelenklippe wieder an die richtige Position angeheftet werden. Unter einem bestimmten Nachbehandlungsplan heilt das Labrum dann wieder an der richtigen Stelle fest und übernimmt seine Funktion der Schulterstabilisierung wieder.
Schultersteife
Therapieoption: Arthrolyse
Sollte nach einem Unfall oder nach einer Operation die Schulter schlecht beweglich sein wird zunächst die konservative Therapie mit Physiotherapie ausgeschöpft. Kommt es hierunter nicht zu einer Besserung der Beweglichkeit können durch eine Schulterspiegelung Vernarbungen gelöst werden und somit die Beweglichkeit verbessert werden. Nach der Operation schließt sich wieder eine intensive Bewegungstherapie an, um die Ergebnisse zu erhalten.
Verletzung des Schultereckgelenkes (Acromioclaviculargelenkes) akut oder chronisch
Therapieoption: Stabilisierung des Schultereckgelenkes (Stabilisierung des Acromioclaviculargelenkes)
Bei einem Sturz auf die Schulter können die Bänder welche das Schulterblatt mit dem Schlüsselbein verbinden reißen. Diese Bänder sind wichtig, da sie eine stabile Struktur bilden über welche der Arm mit dem Brustkorb verbunden ist. Sollten nur Teile der Bänder gerissen sein kann eine konservative Therapie durchgeführt werden. Wenn mehr Bänder verletzt sind und es zu einem relevanten Hochstand des Schlüsselbeines kommt kann eine Operation notwendig werden. Bei frischen Verletzungen wird minimalinvasiv eine Art Flaschenzugsystem eingebracht. Das Schlüsselbein wird so nach unten gezogen, das Eckgelenk fest stabilisiert bis die gerissenen Bänder wieder verheilt sind. Dies dauert ca. 6-8 Wochen. Im Anschluss an die Operation wird eine Bewegungslimitierung der Schulter bei erlaubter aktiver Beübung vorgegeben. Da das Flaschenzugsystem nur aus kleine Metallplättchen besteht ist keine Metallentfernung im Verlauf notwendig.
Bei chronischen Verletzungen sind die Bänder oft verkürzt und heilen nicht mehr. Somit sind Bandplastiken notwendig. Hierzu wird eine entbehrliche körpereigene Sehne an einer anderen Körperstelle entnommen und so die gerissenen Bänder ersetzt. Nach dem Einheilen diese Sehne wird die Funktion der gerissenen Bänder durch das Transplantat übernommen.
Prothetik bei:
Omarthrose
Therapieoption: Implantation einer anatomischen/inversen Schulterprothese
Die Implantation einer Schulterprothese kann bei Arthrose im Schultergelenk, der sogenannten Omarthrose, nötig werden. Hierbei kann man zwei verschiedenen Formen der Arthrose unterscheiden:
In einem Fall ist die Rotatorenmanschette, also die umgebenden Sehnen an der Schulter, welche die Stabilität und Beweglichkeit des Gelenkes gewährleisten, intakt. Der Knorpel ist jedoch aufgebraucht. Bei der Implantation einer Prothese werden die Gelenkpartner ersetzt und deren Form wird beibehalten. Eine sogenannte anatomische Schulterprothese wird implantiert.
Sollte die Rotatorenmanschette, also die umgebenden Sehnen an der Schulter, welche die Stabilität und Beweglichkeit des Gelenkes gewährleisten, nicht mehr intakt sein, dann ist ein anderer Prothesentyp nötig. Hierbei ist die Prothese so aufgebaut, dass sie durch Umkehr der Gelenkformen, die Funktion der fehlenden Sehnen übernimmt. Die flache Pfanne wird sphärisch und der ursprünglich runde Kopf wird als Schale implantiert. Dadurch kann man trotz fehlender Rotatorenmanschette die nötige Stabilität und Beweglichkeit des Schultergelenkes wiederherstellen. Eine sogenannte inverse Schulterprothese wird implantiert.
Sollte bei Ihnen eine Prothesenimplantation durchgeführt werden, sind unter Umständen zuvor verschiedenen bildgebende Verfahren nötig um die korrekte Prothese auswählen zu können.
Bei allen Prothesenformen gibt es verschiedenen Designs. Insgesamt versucht man so knochensparend wie möglich zu operieren. Das bedeutet viel vom eigenen Knochen zu erhalten. Schaftlose Prothesen und kurze Schäfte werden daher bevorzugt. Bei vorbestehender eingeschränkter Knochenqualität kann zur Aufrechterhaltung der Stabilität eine etwas längere Verankerung im Knochen notwendig sein.
Insgesamt ist wichtig, dass man individuell entscheiden muss ob eine Prothese implantiert wird und welche Form der Prothese gewählt wird.
Üblicherweise schließt sich an die Operation eine 5-6 wöchige Nachbehandlung ohne Kraftaufwendung am Arm an. Im Anschluss ist die Prothese gut eingeheilt und man kann mit einer Belastungssteigerung starten. Dies erfolgt üblicherweise im Rahmen eine Rehabilitation, welche bei der Festlegung des Operationstermins, vorab reserviert werden kann.
Auch Revision einer vorhandenen Schulterprothese, die Konversion von anatomischer Prothese auf eine inverse Prothese, partieller Wechsel oder gesamter Wechsel werden angeboten und durchgeführt.
Ellenbogen
Das Ellenbogengelenk lässt komplexe Bewegungsabläufe zu. Es wird gebildet aus drei Knochen, der körperferne Oberarm einerseits, der körpernahe Anteil der Elle und der Speiche andererseits. Es ist nicht nur Streckung und Beugung ermöglicht, sondern auch Drehbewegungen im Unterarm. Diese hochkomplexen Bewegungsabläufe benötigen wir im Alltag und müssen bei Verletzungen oder Veränderungen an diesem Gelenk wiederhergestellt werden.
Nachfolgend finden Sie einige Krankheitsbilder und die passenden Therapieoptionen.
Knorpelläsionen und schmerzhafte verdickte Schleimhautfalten (Plicasyndrom)
Therapieoption: Arthroskopische Knorpeltherapie, Entfernung von Schleimhautfalten
Vor jeder Arthroskopie sollte eine MRT-Untersuchung durchgeführt werden, um das Gelenk beurteilen zu können. Zeigt sich eine umschriebene Knorpelläsion, kann diese durch verschiedene, individuell ausgesuchte Verfahren über eine Ellenbogenspiegelung therapiert werden. Ebenso kann eine verdickte/narbige Schleimhautfalte zu schmerzhaften Bewegungseinschränkungen führen. Diese kann ebenso minimalinvasiv entfernt werden.
Ellenbogensteife
Therapieoption: Arthrolyse
Sollte nach einem Unfall oder nach einer Operation der Ellenbogen schlecht beweglich sein wird zunächst die konservative Therapie mit Physiotherapie ausgeschöpft. Kommt es hierunter nicht zu einer Besserung der Beweglichkeit können durch eine Ellenbogenspiegelung Vernarbungen gelöst werden und somit die Beweglichkeit verbessert werden. Nach der Operation schließt sich wieder eine intensive Bewegungstherapie an um die Ergebnisse zu erhalten.
Akute oder chronische Ellenbogeninstabilität
Therapieoption: Ellenbogenstabilisierungen akut und chronisch (Bandnaht, Bandplastik)
Sollte es im Rahmen eines Unfalls zur einer Bandverletzung am Ellenbogen kommen, oder sogar durch ein ausgekugeltes Gelenk zu mehreren Bandverletzungen gekommen sein, muss genau untersucht werden ob eine Operation nötig ist. Individuell wird je nach Ausprägung der Bandverletzung eine Refixation zur Stabilisierung des Ellbogengelenkes nötig. Ist die Verletzung frisch kann das abgerissene Band idealerweise wieder an die richtige Stelle fixiert werden. Nach einem entsprechenden Nachbehandlungsprogramm heilt das Band wieder an der richtigen Stelle fest und stabilisiert den Ellenbogen.
Bei älteren/chronischen Instabilitäten ist das betroffene Band oft zurückgebildet oder verkürzt und kann nicht an die entsprechende Stelle fixiert werden. Dann werden entbehrliche körpereigene Sehnen verwendet und als Ersatz für die defekten Bänder verwendet. Nach Einheilen des körpereigenen Transplantates ist der Ellenbogen wieder stabil.
Bruch des Speichenköpfchens (Fraktur Radiusköpfchen)
Therapieoption: Ellenbogenprothesen (Teilersatz durch künstliches Gelenk)
Beim Sturz auf den Arm kann es zu einem Bruch des Speichenköpfchens kommen, oft sind begleitend Bandverletzungen festzustellen. Die Hauptlast wird über das Speichenköpfchen geleitet und daher ist es besonders wichtig dieses wiederherzustellen. Die erste Möglichkeit wäre die Verschraubung/Verplattung des Bruches um so, nach Heilung des Knochens, wieder einen stabilen Ellenbogen zu erhalten. Das körpereigene Speichenköpfchen wird dabei erhalten.
Sollten es zu viele Bruchstücke sein und eine korrekte Wiederherstellung der Gelenkflächen und der Stabilität nicht mehr möglich sein, kann eine Radiusköpfchenprothese eingesetzt werden. Dabei wird individuell und modular die Größe des ursprünglichen Speichenköpfchens durch eine Prothese ersetzt. Je nach begleitenden Bandverletzungen wird die Nachbehandlung erfolgen und nach Einheilen der Bänder und der Prothese wieder ein stabiles Ellenbogengelenk erreicht.
Weitere Krankheitsbilder mit Therapieoptionen
- Refixation der Bizepssehne
- Operationen bei Golfer- / Tennisellenbogen
- Frakturversorgung der gesamten oberen Extremität