Sigma-Divertikulitis
Divertikel Krankheit
Der Dickdarm ist ca. 1 bis 1,5 m lang. Er ist nicht lebensnotwendig, d.h. man kann auch ganz ohne Dickdarm leben.
Unser Dickdarm ist nur für die Eindickung des Stuhlgangs verantwortlich, d.h. er entzieht dem Stuhlgang Wasser. Vereinfacht gesagt haben Menschen mit einem sehr langen Dickdarm eher Verstopfung und Menschen ohne Dickdarm Durchfall – man kann also auch ohne Dickdarm leben, hat dann aber häufig wässrigen Stuhlgang.
Was sind Divertikel und wer bekommt sie?
Druckerhöhung und Stauung im Darm kann an Schwachstellen in der Darmwand zu Ausstülpungen führen, die Divertikel genannt werden.
Die zur Divertikelkrankheit führende Druckerhöhung im Darm wird begünstigt durch
- Veranlagung (langer, träger Darm und Bindegewebsschwäche)
- das Verhalten des modernen Menschen: zu wenig Bewegung, Übergewicht, ballaststoffarmes Essen
Obwohl im Alter mehr als die Hälfte aller Menschen Divertikel haben kommt es doch nur bei etwa einem Viertel zu Beschwerden, die bei schlimmem Verlauf operiert werden müssen
Typische Beschwerden
Divertikel treten vor allem im sogenannten S-Darm auf (im linken Unterbauch gelegener Abschnitt des Dickdarms, vor dem Mastdarm, der die letzten ca. 15 cm vor dem After einnimmt). Sie machen keine Beschwerden und treten im Alter immer häufiger auf.
Wenn in diesen Divertikeln Stuhlgang stecken bleibt, kann dies zu Entzündungen im Divertikel führen, die schlimmstenfalls zum Durchbruch des Divertikels und damit zum Austritt von Stuhlgang in die Bauchhöhle führen.
Typische Beschwerden:
- Schmerzen im linken Unterbauch (harter Bauch)
- Fieber
- Unregelmäßiger Stuhlgang
Welche Komplikationen können auftreten?
- Stuhlgang in der Bauchhöhle führt zu einer lebensgefährlichen Erkrankung, die eine sofortige Notoperation erforderlich macht.
- Immer wiederkehrende Entzündungen im Bereich dieser Divertikel oder Durchbrüche, welche der Körper (vorübergehend) abdecken kann, müssen ebenfalls oft operiert werden.
- Durch das Abdecken der Entzündungen können sich chronische Fistelgänge zur Scheide (bei der Frau) oder auch in die Harnblase entwickeln über die sich dann Stuhlgang auf unnatürlichem Weg entleert.
- In den Divertikeln könne schwere Blutungen auftreten
- Immer wiederkehrende Entzündungsschübe führen zur Vernarbung und Verengung des Darms und schließlich zu einem Darmverschluss.
Wie kann die Divertikel Krankheit festgestellt werden?
Die schonendste diagnostische Methode ist die Sonographie (Ultraschall), ferner kann eine Koloskopie (Darmspiegelung) erfolgen - vor allem, wenn eine Tumorkrankheit ausgeschlossen werden muss.
Die Sonographie kann durch radiologische Untersuchungen ergänzt werden:
- Computertomographie
- Kontrastmitteleinlauf zur Darstellung der Divertikel, möglicher Durchbrüche und Fisteln oder auch Engen
Die Entzündung wird durch Blutuntersuchungen bestätigt
Wann muss die Divertikelkrankheit behandelt werden?
Bei einmaliger und schwach ausgeprägter Entzündung wird mit Entlastung des Darmes (Abführen, Infusionen) und Antibiotika behandelt.
Bei schweren Entzündungen und immer wiederkehrenden Entzündungsschüben muss der erkrankte Darmabschnitt operativ entfernt werden.
Dieses vor allem je jünger die betroffenen Patienten sind, da die Wahrscheinlichkeit von immer wiederkehrenden und sich verschlimmernden Entzündungsschüben bei ihnen größer ist.
Welche Operation muss durchgeführt werden?
Der entzündlich und narbig veränderte Abschnitt des Dickdarms (normalerweise der S-Darm) muss komplett, möglichst mit den angrenzend mit Divertikeln besetzten Darmabschnitten entfernt werden, damit in den verbliebenen Divertikeln nie wieder eine schwere Entzündung auftreten kann.
Meistens sind dies ca. 40-50 cm Dickdarm, die bei den betroffenen Patienten oft bereits länger als bei gesunden angelegt sind.
Wenn nur ein kurzer Abschnitt des Darms (mit der aktuellen Entzündung) entfernt wird, besteht die Gefahr, dass die Entzündungskrnakheit in den verbliebenen Darmanteilen erneut auftritt.
Um die gesunden Enden wieder miteinander zu verbinden, ist es erforderlich, die gesunden Darmenden so beweglich zu machen, dass sie mitsamt ihren ernährenden Blutgefäßen spannungsfrei wieder verheilen können.
Bis zur Einführung der minimalinvasiven Operationsmethode vor etwa 15 Jahren konnte man dies nur über einen großen Bauchschnitt, der vom Schambein bis manchmal zu den Rippen reichte, durchführen. Auch heute noch ist dies in den allermeisten Kliniken die einzige zu Verfügung stehende Operationsmethode, die leider für den Patienten mit einem schweren Operationstrauma, langer Erholungszeit und häufigen Spätfolgen verbunden sein kann.
Auch mit der schonenden minimalinvasiven Technik muss im Bauchraum dieselbe Operation durchgeführt werden, für den Patienten ist dies jedoch viel leichter zu ertragen als der große Bauchschnitt.
Die Vorteile liegen dabei nicht nur in der Vermeidung des großen Bauchschnitts mit den begleitenden Schmerzen und der größeren Wunde.
Große Vorteile ergeben sich auch mittel- und langfristig durch die Vermeidung von Verwachsungen im Bauchraum die zu Beschwerden und Darmverschluss führen können, die Vermeidung von Narbenbrüchen, die nach offener Bauchschnittoperation bei 15 % aller Patienten auftreten und die schnellere Mobilisierung und Wiederaufnahme von Arbeit und körperlicher Aktivität.